Pilze

„Die Wild“ ist nicht nur bei der Bevölkerung ein beliebtes „Schwammerlgebiet“, auch Wissenschaftler (Mykologen) schätzen sie als einzigartig in Europa.

In der Wild konnten bis jetzt 536 Pilzarten nachgewiesen werden. Sie ist damit als sehr pilzartenreich einzustufen und aus Sicht des Pilzschutzes als unbedingt erhaltenswert.

Die Wild beherbergt über 30 in Österreich äußerst seltene Pilzarten, darunter die Isabellfarbige Rotkappe, den Moor-Röhrling und den Torfmoos-Milchling.

Eingriffe und Absenkung des Grundwasserspiegels hätten schwere Folgen für die Entwicklung der Pilze.

Eine dauerhafte Auslichtung des Waldes und stärkere Besonnung führen zum Austrocknen von Standorten und in weiterer Folge zum Verlust der Vielfalt.

 

Begehung 2018

Am 15.9.2018 wurde eine pilzkundige Begehung durchgeführt, wobei die beachtliche Zahl von 130 Pilzarten festgestellt werden konnte.

Folgende bemerkenswerte Funde sind hier speziell zu nennen:

Boletus fulvomaculatus
Das ist der Gelbbraune Laubwald-Steinpilz. Hierbei handelt es sich um einen auffällig gelbhütigen Steinpilz, dessen Hut zudem auch noch braun fleckig-streifig ist. Aus Österreich sind einschließlich der Wild nur drei Fundorte dieses Pilzes bekannt! Er wird so selten gemeldet, dass seine Seltenheit aufgrund von Datenmangel nicht für die Rote Liste ausgewertet werden konnte.

Calyptella capula
Vom Gelblichen Trichterbecherchen sind bisher 78 Fundorte aus Österreich bekannt. Der Fund anlässlich der Exkursion im September ist die erste Neumeldung aus dem Waldviertel seit dem Jahr 2000!

Cortinarius triumphans
Der Gelbgestiefelter Schleimkopf ist aufgrund seines Standortes in Feuchtgebieten bei Birken in der Roten Liste als potentiell gefährdete Art eingestuft. Von ihm sind nur 38 Fundorte aus Österreich bekannt.

Leccinum roseotinctum Watling
Der Hut der Isabellfarbigen Rotkappe ist weißlich, dann lachsrosa bis hell korallenroten, zuletzt rostig fleckend, der Stiel weiß, auf Druck braun bis weinrötlich mit weißen, später tabakbraunen Schuppen, an feuchten grasigen Stellen unter Betula. Diese Art ist außer aus der Wild noch nicht mit Sicherheit aus Österreich nachgewiesen!

Thelephora penicillata
Von der Stacheligen Lederkoralle sind nur 30 Fundorte aus Österreich bekannt. Sie zählt damit zwar zu den verbreiteten, jedoch eher selteneren Pilzen.

Auflistung weiterer seltener Pilzfunde in der Wild

01 Amanita regalis (Fr.) Michael – Königs-Fliegenpilz:
Aus Österreich sind mehr als 110 Funde bekannt, davon über 90 aus Niederösterreich. Die Pilze wachsen meist unter Fichten auf saurem Böden. Der Königs-Fliegenpilz ist im oberen Waldviertel sowie im Mostviertel nicht selten, in Höhenlagen unter 600 m s. m. aber meist fehlend. Er ist nahe verwandt mit dem viel häufigeren Fliegenpilz und ebenso giftig wie dieser, unterscheidet sich aber durch eine braune bis gelbbraune an Stelle von roter Hutfarbe.

02 Arrhenia onisca (Fr.) Redhead, Lutzini, Moncalvo & Vilgalys – Glatthütiger Sumpf-Nabeling:
Dieser Nabeling bevorzugt feuchte, moorige Standorte, mit vielen Moosen und vor allem Sumpfmoos (Sphagnum), das in der Wild nur mehr an wenigen, eher geschützten Stellen vorkommt. Der Standort des zweimaligen Fundes im Bezirk Zwettl, nahe dem Giewerskreuz, wird durch die Klimaverhältnisse immer trockener und dürfte bei Einflussnahme durch die Menschen bald verschwunden sein.

03 Clitocybe squamulosa (Pers.) P. Kumm. – Dunkelschuppiger Trichterling:
Der Dunkelschuppige Trichterling ist makroskopisch gut zu erkennen, sein Hut hat deutlich ausgeprägte, dunklere Schuppen auf hellerem Untergrund. Er wurde in Österreich bisher nicht ganz 20 Mal gefunden bzw. nachgewiesen und wächst meist in der Nadelstreu (Fichten), seltener in der Laubstreu.

04 Coprinopsis poliomalla (Romagn.) Doveri,Granito & Lunghini – Grauflockiger Mist-Mehltintling:
Der Mist-Mehltintling wurde in Österreich bisher nur vier Mal gefunden, davon zwei Mal in der Wild (Ludweis-Aigen, Giewerskreuz). Er wächst nur auf altem Dung von Wildtieren, meist Rehen oder Hirschen, und ist wegen der Vergänglichkeit des Fruchtkörpers nicht lange haltbar und daher nicht leicht zu bestimmen. Der erste Fund von der Wild ist auch in Moser-Jülich (1985-: III/15) abgebildet, die auf dem Substrat ebenfalls sichtbaren kleinen, scheibenförmigen Pilze sind ein Ascomycet, der bisher noch nicht bestimmt werden konnte.

05 Entoloma farinasprellum Arnolds – Ranziger Zärtling:
Dieser eher seltene Rötling wurde aus Österreich bisher nur sieben Mal nachgewiesen, davon nur zwei Mal aus dem Waldviertel. Er ist durch seinen deutlichen Mehlgeruch gekennzeichnet und wächst in Wäldern, in der Nadel- seltener Laubstreu sowie auf Wiesen und in Trockenrasen. Unser Fund stammt aus der Nadelstreu in einem Fichtenwald bei Blumau an der Wild.

06 Entoloma lucidum (P. D. Orton) M. M. Moser – Glänzender Glöckling:
Diese Art wurde bisher 11 Mal in Österreich gefunden, davon zwei Mal in der Wild. Eine genaue Beschreibung sowie Bestimmungshilfe geben Noordeloos & Hausknecht (1993: 67).

07 Fayodia bisphaerigera ((J. E. Lange) Singer – Gestreifter Russhelmling:
Diese früher auch Fayodia gracilipes (Britzelm.) Bresinsky & Stangl genannte Art hat das Aussehen eines kleinen Trichterlings oder Nabelings und wächst in moorigem Gelände oder in sehr feuchten Nadelwäldern. Sie wurde in Österreich bisher acht Mal, davon drei Mal in der Wild, gefunden und von Antonín & Noordeloos (2004:133) bestätigt.

08 Gymnopilus bellulus (Peck) Murrill – Kleinsporiger Flämmling:
Diese eher in höheren Lagen vorkommende Art wurde in Österreich bisher öfter als 30 Mal gefunden, davon nur einmal in der Wild. Sie bevorzugt Totholz von Fichten oder Tannen und ist an der Fundstelle in der Hofmark bei Merkenbrechts wahrscheinlich an einem der tiefsten Punkte ihrer Verbreitung angelangt. Holec (2001) hat diesen Fund auch studiert und die Bestimmung bestätigt.

09 Hebeloma pseudoamarescens (Kühner & Romagn.) P. Collin – Kleiner Brandstellen-Fälbling:
Er wurde ursprünglich als Alnicola beschrieben und wächst nur auf Brandstellen. Er wurde in Österreich bisher elf Mal gefunden, davon nur einmal in der Wild.

10 Hemipholiota heteroclita (Fr.) Bon – Erlen-Dickschüppling:
Er wächst meist auf alten Erlen, seltener anderen Laubbäumen wie etwa Birken, und wurde bisher in Österreich kaum 15 Mal gefunden, davon ein einziges Mal im Bereich der Wild. Auch sonst ist er in Europa selten bis sehr selten, der trockene Hut und stark schuppige Stiel sind typisch für diese Art.

11 Inocybe mimica Massee – Trügerischer Risspilz:
Die in Hausknecht & Krisai-Greilhuber (1997) gegebene Dokumentation betrifft einen anderen Fund aus Österreich (Leiser Berge). Diese Art wurde weltweit bisher kaum in 5 Ländern gefunden, neben Großbritannien und Frankreich kommen noch Algerien und eventuell Deutschland in Frage.

12 Kuehneromyces lignicola (Peck) Redhead – Frühlings-Stockschwämmchen:
Diese Art wurde ursprünglich in Nordamerika gefunden, kommt aber auch gar nicht so selten in Europa vor, aus Österreich sind bisher mehr als 33 Funde bekannt. Sie unterscheidet sich vom Gemeinen Stockschwämmchen durch kaum schuppigen Stiel, fehlenden Geruch und andere mikroskopische Eigenschaften. Aus der Wild sind bisher vier Funde bekannt. Die meisten Funde stammen von toten Fichtenstümpfen, seltener sind Buchen oder Birken mit ihm bewachsen.

13 Lactarius flexuosus (Pers.) Gray – Verbogener Milchling:
Einschließlich der Varietät roseozonatus H. Post wurde diese Art etwa 30 Mal in Österreich gefunden, davon drei Mal im Beobachtungsgebiet der Wild. Sie wächst in Laub- und Mischwäldern unter Fichte, Birke, Pappel usw. an eher feuchteren Stellen, mit Schwerpunkt im Wald- und Mühlviertel.

14 Lactarius sphagneti (Fr.) Neuhoff – Torfmoos-Milchling:
Dieser ausgesprochene Bewohner von Sümpfen mit Torfmoos wurde in Österreich bisher etwa 15 Mal gefunden, davon zwei Mal am gleichen Standort in der Wild. Zum Unterschied von anderen braunen oder orangebraunen Milchlingen, die an ähnlichen Standorten wachsen, hat Lactarius sphagneti Sporen mit einen stark amyloiden Reticulum. Dieser Milchling wächst unter Fichten, fast immer im Torfmoos.

15 Mycena silvae-nigrae Maas Geest. & Schwöbel – Zweisporiger Nitrat-Helmling:
Dieser Helmling ist wahrscheinlich viel häufiger, als aus den bisher gefundenen Belegen geschlossen werden kann. In Österreich sind bisher mehr als 20 Funde bekannt, bei denen die Zweisporigkeit nachgewiesen werden konnte, ansonsten wird die Art als Nitrat-Helmling fehlbestimmt, mit dem er sehr leicht verwechselt werden kann. Er hat aber oft viel dunklere Farben und ist viel seltener.

16 Neofavolus suavissimus (Fr.) J. S. Seelen, Justo & Hibbett – Anis-Sägeblättling:
Dieser früher Lentinus suavissimus genannte Pilz ist auf Grund seines intensiven Anisgeruches leicht zu bestimmen, er ist in Österreich bisher 15 Mal gefunden worden, davon einmal in der Wild. Fast alle österreichischen Funde stammen von Holz von Weide.

17 Pholiotina cyanopus (G. F. Atk.) Singer – Blaufüßiger Glockenschüppling:
Wie der deutsche Name besagt, verfärbt sich die Stielbasis nach einiger Zeit blau, das ist aber beim Aufsammeln nicht sofort erkennbar, sondern erst nach einiger Zeit. Bei genauer mikroskopischer Untersuchung können aber Fruchtkörper, die die Verfärbung nicht zeigen, auch richtig zugeordnet werden. Aus Österreich sind bisher 12 Funde bekannt, davon eine aus der Wild, von einer Mähwiese am Rande eines Waldgebietes.

18 Psathyrella suavissima Ayer – Süßriechender Faserling:
Auch dieser Faserling ist leicht zu erkennen, er hat ein sehr starkes Velum auf Hut und Stiel sowie ein intensiv nach Zuckersirup riechendes Fleisch (er wurde früher auch Psathyrella sacchariolens Enderle genannt). Er ist extrem selten und wurde in Österreich bisher erst vier Mal nachgewiesen, davon einmal in der Wild.

19 Resinomycena saccharifera (Berk. & Broome) Redhead – Ölzystiden-Helmling:
Dieser wächst vor allem auf toten Sumpfgräsern, in oder am Rand von Mooren, und ist aus Österreich von insgesamt sieben Funden bekannt, einem davon aus der Wild. Befallene Gräser zeigen oft Fruchtkörper in ganzer Länge. Der Fund von der Wild wurde von Antonín & Noordeloos (2004: 165) bestätigt.

20 Suillus flavidus (Fr.) J. Presl – Moor-Röhrling:
Dieser seltene Röhrling scheint stark von Rückgang betroffen zu sein, er wurde in de letzten 20 Jahren in Österreich nicht mehr gefunden. Es sind insgesamt nur vier Funde bekannt, davon einer aus der Wild, wo die Art in einem sehr feuchten Wald, am Rand eines Moores, unter Spirke wuchs.

21 Geastrum minimum Schwein. – Zwerg-Erdstern:
Dieser sehr kleine Erdstern hat ein deutlich abgegrenztes Peristom wächst meist auf sandigem oder kalkhaltigem Boden in Trockenrasen oder in der Nadelstreu. Er wurde in Österreich bisher etwa 30 Mal gefunden, davon zwei Mal in der Wild, auf trockener Nadelstreu..

22 Merulicium fusisporum (Romell) J. Erikss.& Ryvarden – Reisig-Gespinstrindenpilz:
Diese Art bildet resupinate Fruchtkörper mit glatter oder meruloider Oberfläche. Er wächst in der kälteren Jahreszeit, oft im Spätwinter oder frühen Frühling, an feuchteren Stellen auf Zweigen von Fichte und hat glatte, inamyloide Sporen mit mandelförmiger bis spindeliger Gestalt. Er wurde in Österreich bisher etwa 10 Mal gefunden, davon zwei Mal in der Wild.

23 Postia lowei (Pilát) Jülich – Lowe’s Saft-Porling:
Dieser Saft-Porling, auch Oligoporus lowei (Pilát) Gilb. & Ryvarden genannt, wächst extrem selten und ist aus Europa und Nordamerika bekannt. Er wächst meist auf Nadelbäumen und verursacht Braunfäule. Er wurde in Österreich bisher nur drei Mal, immer im Waldviertel, gefunden, davon einmal in der Wild auf totem Nadelholz.

24 Phlebia pallidolivens (Bourdot & Galzin) Parmasto – Blassolive Phlebia
Die Blassolive Phlebia ist außer aus der Wild nur mehr aus der Gemeindeau bei Heidenreichstein bekannt!

25 Cheilymenia theleboloides (Alb. & Schwein.) Boud. – Blassgelber Borstenbecherling:
Die Bestimmung dieses Fundes wurde von Moravec (2005) bestätigt. Die Fruchtkörper wuchsen auf stark verrottetem Stroh.

26 Choiromyces meandriformis Vittad. – Stachelsporige Mäandertrüffel:
Die Mäandertrüffel wird oft als Weiße Trüffel fehlinterpretiert und dann als besondere Spezialität zu irren Preisen in Restaurants verkauft, obwohl sie eigentlich kaum genießbar ist und in älterem Zustand sogar giftig werden kann. Sie wurde in Österreich bisher öfter als 25 Mal gefunden, davon einmal in der Wild, in der Nadelstreu unter Fichten und Föhren.

27 Pseudoplectania nigrella (Pers.) Fuckel – Glänzender Schwarzborstling:
Dies ist wieder eine Pilzart, die stark von Rückgang betroffen ist, die meisten unserer Funde stammen aus den 1980- oder 1990-er Jahren. Aus Österreich sind an die 25 Funde bekannt, davon einer aus der Wild, wo er in der Nadelstreu unter Fichte und Föhre wuchs.

28 Roseodiscus equisetinus (Velen.) Baral – Schachtelhalm-Stängelbecherling:
Dieser Stängelbecherling ist äußerst unscheinbar und wächst nur auf toten Stängel von Schachtelhalmen. Wegen seiner Kleinheit wird er sicher oft übersehen. Aus Österreich sind bisher nur zwei Funde bekannt, davon einer aus der Wild.

29 Ciboria conformata (P. Karst.) Svrcek- Erlenblatt-Stromabecherling
Der Erlenblatt-Stromabecherling ist in Österreich außer aus der Wild nur von neun weiteren Fundorten gemeldet.

 

KONTAKT:
Österreichische Mykologische Gesellschaft
Univ.-Doz. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber
Fakultätszentrum für Botanik der Universität Wien
Rennweg 14
1030 Wien
01/4277 54050
irmgard.greilhuber@univie.ac.at
www.myk.univie.ac.at