Die Wild ist die Landschaft im Waldviertel
(Quelle: Amtsblatt Zwettl Nr.6/2015)
Die Wild ist ein großes Waldgebiet zwischen Göpfritz und Allentsteig. Neben Fichten-Monokulturen finden sich hier noch Erlenbruchwälder, Moore, Feuchtgebiete und Pfeifengraswiesen. Das Gebiet ist reich an seltenen Pflanzen und Tieren. Allein an die 90 Vogelarten kommen hier vor, darunter Seeadler, Uhu, Schwarzstorch und Ziegenmelker.
Neben dem Ellendser Moor ist auch der Feuchtwiesenkomplex in Blumau an der Wild als Naturdenkmal ausgewiesen. Hier finden sich die unterschiedlichsten Vegetationstypen mit Feuchtwiesen, Niedermooren und Hochstaudenfluren. Seit einigen Jahren unterstützt der Naturschutzbund NÖ lokale Gruppen dabei, das Gebiet durch eine jährliche Mahd zu erhalten.
Windkraftwerke in der Wild? Nein danke!
(Quelle: NÖ Naturschutzbund, August 2014)
Geht es nach den Plänen der Anliegergemeinden Göpfritz, Ludweis-Aigen und Brunn a.d. Wild sollen von den Windkraftbetreibern W.E.B. und EVN-Naturkraft 14-16 Windkraftanlagen im Großwaldgebiet der Wild errichtet werden. Das Projekt der Gemeindeväter ist in der Bevölkerung höchst umstritten und löst auch beim Bundesministerium für Landesverteidigung keine Freude aus, da von den Plänen eine Tiefflugzone des Bundesheers in unmittelbarer Nähe des TÜPL Allentsteig betroffen ist.
Der Naturschutzbund NÖ spricht sich vehement gegen die Windkraftpläne in der Wild aus. In einem ökologisch so bedeutenden Gebiet dürfen keine Windräder errichtet werden! Die Wild ist bisher ein störungsarmer, großräumig wenig erschlossener Naturraum, wie wir ihn in Niederösterreich nur mehr selten haben. Er bietet zahlreichen gefährdeten Vogelarten, insbesondere auch Arten mit großräumigen Habitatansprüchen, einen geeigneten Lebensraum. Laut Birdlife ist mit dem Auftreten windkraftsensibler Arten wie Schwarzstorch, Kornweihe und Birkhuhn zu rechnen, nach weiteren Informationen sind auch Vorkommen von Seeadler, Haselhuhn, Uhu, Raufußkauz und Ziegenmelker bekannt, für die Windkraftanlagen ebenfalls kritisch sein können. Wegen der zunächst ungenügenden Datenlage wurde von BirdLife im Rahmen der Zonierung der Windkraftnutzung in NÖ der südliche Teil der Wild nicht als Ausschlusszone aber als Vorbehaltszone definiert und eine besondere Überprüfung des Vorkommens von gefährdeten Vogelarten bei Planung von WKAs eingefordert.
Darüber hinaus zeichnet sich das Gebiet durch einen sensiblen Wasserhaushalt aus. Zahlreiche sehr unterschiedliche Feuchtlebensräume mit ihrer besonderen Flora und Fauna sind dort anzutreffen. Durch die geplante Errichtung von Windrädern und aller damit verbundener Bauten von Zufahrtswegen bis hin zu den Anlagen selbst sind Eingriffe in den Wasserhaushalt absehbar, die die vielfältigen Feuchtlebensräumen deutlich schädigen können
Reiche Natur
Einerseits wird die Wild von nicht standortgerechten Fichtenmonokulturen, andererseits von Schwarzerlenbruchwäldern, Birkensukzessionen, Mooren, wassergefüllten Bombentrichtern und Pfeifengraswiesen geprägt. Schwarzerlenbruchwälder sind vom Aussterben bedroht, da sie nur unter besonderen Standortbedingungen vorkommen. Sie benötigen anstehendes, nur wenig schwankendes Grundwasser. Die Erlenbruchwälder der Wild sind unbedingt zu erhalten, meint der Naturschutzexperte Univ.-Prof. Mag. Dr. Georg Grabherr. Die Feuchtwiesen der Region sind außerordentlich blütenreich. Zum Glück werden manche noch traditionell gepflegt, auch der Naturschutzbund NÖ führt standortgerechte Pflegemaßnahmen durch. Bislang schützen aber lediglich zwei Naturdenkmäler, „Blumau an der Wild“ (Enzianwiese) und „Ellendser Moor“, die Naturschätze der Wild. Das ausgedehnte Waldgebiet stellt einen wichtigen Wildtierkorridor dar. Nicht nur Luchse, sondern auch die Wildkatze könnten , neben anderen Säugetierarten, hier angetroffen werden. Durch die Großflächigkeit des Waldes sowie der umgebenden Wiesen und Äcker, gibt es keine künstlichen Lichtquellen. Dadurch besteht die – mittlerweile leider seltene – Möglichkeit, den Sternenhimmel und sogar die Milchstraße zu bewundern.
Wertvoller Wasserspeicher
Der geologische Untergrund der Wild wird überwiegend von Granuliten und Gneisen geprägt. Die Verwitterungsdecke ist relativ mächtig und lässt nur eine geringe Bodenbildung zu. Hydrographisch ist das Waldgebiet wegen der höheren Niederschläge inselartig von der Umgebung abgesetzt. Die Wild ist sehr wasserreich und speichert Wasser, zahlreiche Bäche entspringen hier.
Große Artenvielfalt
Aus der Wild ist das Vorkommen von ca. 90 Vogelarten bekannt. Besonders erwähnenswert sind Seeadler, Fischadler, Schwarzstorch, Uhu, Ziegenmelker, Flussregenpfeifer, Grauammer, Wachtelkönig, Haselhuhn, Birkhuhn, Waldschnepfe und Sperlingskauz. Einmal konnte ich sogar einen Dreizehenspecht beobachten. An Amphibien und Reptilien treten Europäischer Laubfrosch, Springfrosch, Grasfrosch, Moorfrosch, Erdkröte, Wechselkröte, Gelbbauchunke, Bergmolch, Teichmolch, Bergeidechse und Ringelnatter auf. Unter den hier bekannten Schmetterlingen sind Großer Feuerfalter, Labkrautschwärmer, Wegerichbär und Kamel-Zahnspinner zu erwähnen. 28 Heuschreckenarten wurden bisher in der Wild nachgewiesen. Der Edelkrebs oder Europäische Flusskrebs, dessen Bestands-, Areal- und Habitatentwicklung negativ ist, hat in der Wild reproduzierende, gesunde Bestände. Es gibt einige empfindliche Schneckenarten, deren Vorkommen auf eine geringe Umweltbelastung und gute Wasserqualität hinweisen.
Die Feuchtwiesen und feuchten Wälder beherbergen zahlreiche Pflanzenarten, beispielhaft werden erwähnt: Sumpf-Hornklee, Wasserstern, Herzblatt, Rosmarin-Kriechweide, Lorbeerweide, Sumpf-Schafgarbe, Schmalblatt-Wollgras, Scheiden-Wollgras, Frühlings-Knotenblume, Fieberklee, Eigentliches Sumpfvergißmeinnicht, Birngrün, Sumpf-Quendel, Trollblume, Echt-Färberscharte, Lungenenzian, Glanz-Wiesenraute und Sibirische Schwertlilie. Ebenfalls vertreten sind Orchideen wie Sumpf-Stendelwurz, Breitblättrige Stendelwurz, Breitblättrige Fingerwurz, Großes Zweiblatt, Grüne und Weiße Waldhyazinthe.
Ein Wald zum Verweilen
Die Wild erschließt sich nicht dem einmaligen Besucher. Auch nicht dem, der sie nur oberflächlich betrachtet. Wer aber Zeit und Muße für seine Ausflüge in die Wild mitbringt, wird von der Mannigfaltigkeit des Waldes überrascht sein. In den letzten Jahrzehnten gab es manche Pläne für die wirtschaftliche Nutzung der Wild, die glücklicherweise nicht verwirklicht worden sind. Heute ist die Wild erneut in Gefahr – diesmal durch die geplante Errichtung von Windkraftanlagen. Es bleibt zu hoffen, dass auch diese Gefährdung des bemerkenswerten Waldgebietes abgewendet werden kann.
Autorin: Doris Walter
Die Wild – ein bedrohtes Waldviertler Juwel
Quelle: Natur und Land 1978
UVP-Verfahren Windpark Wild
Quelle: Naturschutzbund Heft 3-2020, Margit Gross
Video (Facebook): Requiem für die Wild
Quelle: Franz Irschik